Resonanzen, Reaktionen zum Film „Soldaten hinter Stacheldraht“ (ARD) und zum Buch Wolfgang Stadler „Hoffnung Heimkehr“


Werner Schwarz schreibt auf Moosborg Online:
Im Jahr 2000 strahlte der Mitteldeutsche Rundfunk eine dreiteilige Dokumentarreihe über "Soldaten hinter Stacheldraht" aus, die sich den elf Millionen deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs widmete. Die drei Filme gingen den sehr unterschiedlichen Schicksalen der Soldaten in sowjetischen bzw. westalliierten Lagern nach, und beleuchteten auch die Lage der sogenannten "Spätheimkehrer". Archivmaterial und Aussagen von Betroffenen waren Quellen für die Autoren um den Kriegsgefangenen-Forscher Rüdiger Overmans.

Einer der im Film auftretenden Zeitzeugen war der 1924 in Sachsen geborene Wolfgang Stadler. Als Achtzehnjähriger nahm Stadler mit einer Fahrradabteilung des Reichsarbeitsdienstes am Rußlandfeldzug teil, entkam dem Kessel von Stalingrad, nur um 1944 als Wehrmachtssoldat vor Leningrad in sowjetische Gefangenschaft zu geraten. Die nächsten Jahre fanden ihn in verschiedenen Lagern wieder, vor allem im westsibirischen Asbest, wo er mit Tausenden anderer deutscher Kriegsgefangener das gleichnamige Mineral abbauen mußte. Erst 1949 wurde er freigelassen und konnte nach Deutschland zurückkehren - nach Colditz in Sachsen, wo während des Krieges ironischerweise ein deutsches Gefangenenlager eingerichtet war.

Schon während des Krieges führte Stadler Tagebuch und ergänzte es nach seiner Heimkehr mit Notizen über die Gefangenschaft. Nach ersten Veröffentlichungen in Regionalzeitungen liegen seine persönlichen Erinnerungen nun in Buchform vor - illustriert mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen, meist aus dem Besitz des Autors. Ausführlich und lebendig beschreibt Stadler seine Jugend im aufkeimenden Nationalsozialismus, den Arbeitsdienst, die Zeit in der Wehrmacht sowie seine Gefangenschaft und die Zeit danach. Den breitesten Raum nimmt die Schilderung der Verhältnisse in der "weißen Hölle" von Asbest ein. Unverhüllt berichtet Stadler von unmenschlichen Arbeitsbedingungen, von Hunger, Kälte und Tod. Der Gefangene muß sich einer lebensbedrohlichen Operation unterziehen, macht sich Gedanken über die Propaganda deutscher Antifaschisten, übersteht Fleckfieber, Unterernährung, Nachtblindheit und Asbeststaub. Und doch lebt er in der jahrelangen Ungewißheit, ob er seine Heimat jemals wiedersehen wird.

Wolfgang Stadler begreift sein Buch jedoch keineswegs als Abrechnung mit dem einstigen Kriegsgegner. Ihm ist schon im Lager bewußt, daß seine Gefangenschaft letztlich eine Folge des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion war. Sachlich stellt er gegen Ende seiner Aufzeichnungen fest: "Annähernd eine Million deutscher Kriegsgefangener starben in sowjetischen Lagern und fast drei Millionen russische Kriegsgefangene verendeten hinter deutschem Stacheldraht". Und beinahe entschuldigend fügt er später an: "Vielleicht scheinen einige Passagen von Erinnerungsoptimismus geprägt. Aber Pessimismus war mir selbst in den schwersten Stunden fremd." Seine fehlende Bitterkeit liegt vielleicht auch daran, daß es für ihn ein zweites Leben nach der Befreiung gab, im Gegensatz zu vielen anderen, die als "Spätheimkehrer" in eine ihnen fremde Welt kamen, in der sie sich nicht mehr zurechtfanden.

Frau Barbara Schmidt-Rhaesa aus Osnabrück schreibt:
„Sehr geehrter Herr Stadler! Mit großer innerer Anteilnahme habe ich ihre Kriegsgefangenschaftsberichte in der Doku-Reihe „Soldaten hinter Stacheldraht“ verfolgt. Innerlich berührt und betroffen gemacht haben mich auch die anderen in dieser Sendereihe zu Wort gekommen Zeitzeugen. Bei ihnen aber habe ich eine besondere Menschlichkeit und Sensibilität gespürt. Ich bin 33 Jahre alt, verheiratet und habe vier Kinder. In meiner Verwandtschaft gibt es niemanden, der sich in Kriegsgefangenschaft befunden hat - ich kann also unmittelbar niemanden befragen. Das Leid in diesem Maß war mir nicht bewusst. Durch Sie, Herr Stadler, hat es ein Gesicht bekommen, ist konkret geworden. Ich weiß nicht, inwiefern Sie sich mit diesem Teil ihrer Biographie aussöhnen konnten - in Ihren Berichten zumindest wirkten Sie nicht verbittert; umso stärker und direkter berührten ihr Erfahrungen. Ihr Schicksal - stellvertretend für das vieler anderer - zeigt mir, dass im letzten Weltkrieg Deutsche nicht nur Schrecken und Tod verbreiteten, sondern auch selber, ohne persönliches Verschulden leiden mussten. Dass darunter so liebenswerte Menschen wie Sie waren, macht es umso schmerzlicher.“

Aus einem Brief von P.P. Wahl, Berlin
„... ich habe mir den Dreiteiler über das Erlebte deutscher Kriegsgefangener angeschaut. Da ich mich mit dem Thema „Zweiter Weltkrieg“ schon seit Jahren befasse, war mir vieles bekannt, aber eben doch nicht alles. In den Sendungen kamen mehrere Zeitzeugen zu Wort. Ich kann Ihnen aber ganz ehrlich sagen, das mich ihre Ausführungen am meisten beeindruckt haben. Sie sind mir, wie man sagt, unter die Haut gegangen. Jetzt weiß ich auch, warum mein Schwiegervater, der ebenfalls in sowjetischer Kriegsgefangenschaft war, nie über seine Erlebnisse gesprochen hat.“

Krankenschwester Ute, Klinikum Bad Berka:
„Zwar bin ich noch nicht sehr viel zum Lesen gekommen, doch ich kann schon jetzt sagen, dass Sie, lieber Herr Stadler, gut darangetan haben, Ihre Erinnerungen für die nachfolgenden Generationen festzuhalten. Meine 18jährige Tochter will das Buch als Nächstes lesen. Sie sehen also, dass es jede Altersstufe anspricht.“

Dieter Jäger, Potsdam:
„Wir sahen und hörten Sie neulich im Fernsehen und sind immer noch sehr beeindruckt. Eine wichtige, gute Sache. Seien Sie bedankt.“

G. Rost, Jhrg. 50, Großbardau
„Es ist ja sagenhaft, was Sie durchleben mussten. Wie haben Sie das bloß durchgestanden. Ihre Schilderungen sind faszinierend. So ganz anders, als uns vom II. Weltkrieg in der Schule erzählt wurde.“

Claus Fritzsche, Hohenwarsleben:
„Gratulieren kann ich Dir vorerst mal zu der wunderbaren typografischen und buchbinderischen Gestaltung. Gestern habe ich zwei Stunden in Deinem Buch gelesen. Bis Woronesch bin ich gekommen, und das Ergebnis: - kein Schlaf! Du hast Erinnerungen geweckt, die längst vergessen waren. Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht.“

Volker Hübner, Colditz:
„Wir haben den Film im Fernsehen gesehen. Sehr interessant! Dein Buch habe ich in einem Stück durchgelesen. Hut ab!“

Lehrer Manfred Höbler, Colditz
„Gratulation zu dem Buch. Gut geschrieben, spannend und lehrreich.“

Frau Claudia Kirchner, Colditz zu ihrem eifrig im Buch lesenden Gatten: „Redest Du eigentlich heute nochmal mit mir?“

Dr. Meinhard Prill, Regisseur des Dokumentarfilmes „Soldaten hinter Stacheldraht“, Folge „Die Heimkehr“: „... Glückwunsch zu Ihrem Buch. Auch wenn ich einiges ja schon durch unser Interview kannte, so hat mich Ihre Schilderung doch wieder sehr berührt. Damit meine ich nicht nur die einzelnen Stationen Ihrer Gefangenschaft, die Angst und das Leid, sondern auch die Haltung, mit der Sie auf alles zurückblickten - jene gelassene Distanz, der trotzdem nichts im bloßem Gefühl verschwimmt. Und wie schon beim Interview beeindruckt mich erneut der unverstellte Blick, mit der Sie die alten, lange gepflegten Klischees von den grausamen und primitiven Russen und den aufrechten, einander verschworenen deutschen Soldaten zerstören, etwa wenn Sie über Kameradschaft in der Gefangenschaft schreiben. Wie immer ist auch hier die Wahrheit konkret. Hochinteressant fand ich auch die Beschreibung der Vorkriegsatmosphäre in Schönbach und Colditz. „Mit Ihren Interviews für die Kriegsgefangenenreihe und dem Buch „Hoffnung Heimkehr“ haben Sie sich ein Zeugnis Ihrer selbst gesetzt, wie es nicht viele Menschen schaffen.“

Herr Hans-Werner Kiosze, Dresden (gebürtiger Colditzer) schrieb u.a.:
Sehr geehrter Herr Stadler, ich möchte Ihnen meine Hochachtung aussprechen, dass Sie Mut, Zeit und Kraft aufbringen konnten, Ihre Erlebnisse im hoffentlich letzten Weltkrieg aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Sie waren ja schon vor der Veröffentlichung dieses Buches eine herausragende Persönlichkeit (klingt etwas geschwollen, trifft es aber nach meiner Meinung) in Colditz und Umgebung. Ihre Lichtbildvorträge im Colditzer Kino sind mir noch in Erinnerung. Das war nicht nur eine Aneinanderreihung toller Fotos, damals noch ungewöhnlich mit Musikuntermalung. Für mich war es ein prägendes Erlebnis und der klare Beweis, hier geht einer mit seiner Fotografie in der Heimat auf.
Schon in Ihrer Broschüre „Colditzer Geschichten“ fiel mir auf, dass Sie besonders den Unterschied zwischen der Behandlung der alliierten Offiziere und den Gefangenen im Werk SÜD betonten. Nach der Lektüre des Buches ist mir das nun verständlich. Mein Vater war in Frankreich in Gefangenschaft, hat nichts aufgeschrieben, nur Episoden berichtet, - schade.
Wir müssen wissen, was Krieg bedeutet. Dafür haben Sie einen Beitrag geleistet. Ohne dieses Wissen verdirbt die Menschheit durch die Profitsuche von Filmemachern wie jenen in Hollywood, die menschlichen Erfahrungen von Historikern oftmals nicht zur Kenntnis nehmen.
                                                                                                                         Herzliche Grüße Ihr Hans-Werner Kiosze.

Frau Renate Preuß, erfolgreiche Schriftstellerin, bekannt geworden durch Bücher wie „Tagträume und Nachtgedanken“, Angst lasse ich eigentlich nicht zu“. „Lebenserinnerungen aus Sachsen“, „Aus dem Bauch heraus“, „Vom Leben mit Altersverwirrtheit“. Demnächst erscheint das literarische Kochbuch „Rezepte und Episoden aus Sachsen“. Sie schreibt in einem Brief zum Buch „Hoffnung Heimkehr“:
Auf 342 Seiten beschreibt Wolfgang Stadler seine Erlebnisse im Reichsarbeitsdienst, der Deutschen Wehrmacht und in Russischer Gefangenschaft subtil, wirklichkeitsnah und sprachlich der jeweiligen Situation genau nachempfunden. In der Detailtreue der Schilderungen liegt seine Stärke. Während der Lektüre fühlte ich mich in die Handlung und das Geschehen einbezogen. Ich hing gleichsam mit am roten Faden HOFFNUNG HEIMKEHR. Immer wieder hielt ich im Lesen inne und dachte über den Werteverfall in unserer heutigen Gesellschaft nach. Die Lektüre des Buches rückt Lebenswerte ins Licht, die es verdienen, benannt zu werden. Durchstehvermögen, Mut, Nächstenliebe, HOFFNUNG auf HEIMKEHR.- 
Möge das Buch eine große Leserschar gewinnen. Ich wünsche dem Text, dass er auch die junge Generation erreicht und zum Gegenstand von Geschichtsunterricht in Colditz, und nicht nur da, wird.

Bezug und Versand des Buches „Hoffnung Heimkehr“ durch SWING Druck GmbH, Albertplatz 4, 04680 Colditz.
Erhältlich auch in der Colditzer Bücherstube „Heinrich Heine“, Töpfergasse 3 und im Colditzer Kaufhaus“.


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