Kriegsgefangenenakte nach 53 Jahren gefunden

Seit etwa fünf Jahren besteht in Moskau das „Suchreferat der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft." Es beschäftigt sich mit der Aufklärung deutscher Kriegsgefangenenschicksale in Russland. Im März vergangenen Jahres stellte ich den Antrag zur Suche nach meiner Kgf.-Akte. Kürzlich erhielt ich sie tatsächlich.Auf dem Deckblatt ist vermerkt: Personalakte Nr. 21350/7268. Archivakte Nr.01613069-GP 15/8-45. In kyrillischer Schrift: Stadler Wolfgang, Reinhold.Nach einem Stempel der Hinwels: Geheimhaltung wurde aufgegeben.

Es sind,einschließlich Übersetzungen, 22 Kopien. Sie enthalten Zeitpunkte der Lagerwechsel, deren Orte, desweiteren Verhörprotokolle usw. Alle Dokumente sind mit staatlichen russischen (sowjetischen) Siegeln (Stempeln) versehen und tragen am Ende auch meine damalige eigenhändige Unterschrift.

Übersetzung aus dem l. Innenblatt, unterzeichnet von V.N.Kuzelenko, Direktor des Staatlichen Kriegsarchivs:

„Archivauskunft. Das Russische Staatliche Kriegsarchiv verfügt über die Angaben darüber, daß STADLER WOLFGANG, Sohn von REINHOLD und OLGA, geb. 1924 in Schönbach, Deutschland, Deutscher, Bürger Deutschlands, Angehöriger der 2. Kompanie, des 24.Bataillons, der 24. Infantriedivision der deutschen Wehrmacht, Dienstgrad:Gefreiter, am 25. Januar 1944 von den Truppenteilen der Sowjetarmee im Raum Leningrad gefangengenommen wurde. - Nach der Gefangennahme wurde der Gefangene in Kriegsgefangenenlagern NKWD-MWD der UdSSR Nr. 158, Gebiet Vologda (500 km nördl. Moskau), Nr. 84 und 314, (Asbest) Gebiet Sverdlowsk, Ural stationiert und dort bei diversen Arbeiten eingesetzt.- Am 18. September 1949 wurde der Gefangene im Militärzug Nr. 98476 über das-Repatriierungslager Nr. 69, Frankfurt/Oder in die Heimat transportiert. „ Stempel, Unterschriften.

In einem sehr persönlich gehaltenem Brief teilte die Leiterin der Liga, Frau Kondraschowa, mit, dass sie sich auch um die Auffindung meiner Krankenakten bemüht, die während meines Aufenthaltes in verschiedenen Lagerlazaretten (wegen Flecktyphus, Bronchitis/Lungenentzündung, Furunkulose und Distrophie) angelegt worden waren. Die Dokumente sind von besonderer Bedeutung, da sie wesentliche Fakten der in meinem Buch "Hoffnung Heimkehr.-Mit 17 Jahren an die Front, mit 19 hinter Stacheldraht" veröffentlichten Schilderungen bestätigen. Sie zeigen aber auch, dass die damaligen sowjetischen Behörden Kriegsgefangene akribisch schriftlich registrierten.

Wer über das Schicksal deutscher Kriegsgefangener in Russland näheres erfahren will, wende sich an die „Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft", 101 000 MOSKAU, Maroseika Straße, Haus 7/8,

Office 27. Tel/Fax 007 095 / 2068467. Empfehlenswerte Mitteilungen: Name,Vorname und Vatersname des Betreffenden. Alter, Beruf, Truppenteil, Dienstgrad, wo zuletzt stationiert, wann vermutlich in Gefangenschaft geraten. Wenn bekannt, Lagernummern und Ort.

Wolfgang Stadler


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